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WORKSHOP 3

 

Jo Bucher | Angelika Göres
Plan Q [Kuh] für eine feministisch queerende Agrikultur

Dieser Workshop wagt sich noch weiter in die Peripherie – hinaus aus der Kleinstadt „aufs Land“. Im Gepäck die Idee einer feministisch queerenden Agrikultur, die wir anhand des von uns entworfenen Plan Q als Verbindung der Bereiche Ökologische Landwirtschaft, Queer-Feminismus und Kunst diskutieren und weiterentwickeln möchten.
Land(-wirtschaft) als Projektionsfläche für heteronormative Familienstrukturen und idyllische Naturbilder zurückweisend geht es darum, den queeren Potentialen eines Biohofs nach- und die damit verbundenen Spannungen und Widersprüche anzugehen.

Wie kann ich als Landwirt_in für eine „wesensgerechte“ Tierhaltung, einen „natürlichen“ Pflanzenbau einstehen und gleichzeitig essentialistische Vorstellungen und die vermeintliche Natürlichkeit der Geschlechter radikal in Frage stellen? Ist es nicht nahe liegend, die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung gerade auf einem landwirtschaftlichen Betrieb, wo produktive und reproduktive Tätigkeiten, Arbeits- und Lebenswelt, zusammenfallen, über Bord zu werfen? Und warum neben Nahrungsmitteln nicht auch künstlerische Produkte produzieren und gemeinsam auf alternativen Wegen vermarkten? Machen eine Transgender-Person und ein_e kleinbäuerliche_r Bauer_Bäuerin durch ihr Nicht-Passen ins geschlechtliche bzw. wirtschaftliche System ähnliche Erfahrungen?

Dass „das Land“ für queer lebende Menschen einen konservativen Ort der Enge darstellt, den es in Richtung Grosstadt zu verlassen gilt, möchten wir kritisch hinterfragen und mit den Teilnehmenden diskutieren, inwieweit „Land(-wirtschaft) als idealer Versuchsort für queerende Arbeits- und (Zusammen-)Lebensweisen“ postuliert werden soll.

 

Jo Bucher | Riederenhof/Tempikon

Wiederkäuende Kühe erfreuen mich ebenso wie queerende Konzepte. Die Faszination für queere Theorie habe ich im Verlaufe meines Studiums der Fächer Kunstgeschichte, Geschlechterforschung und Mensch-Gesellschaft-Umwelt in Basel und Hamburg erworben und meine Abschlussarbeit unter dem Titel Marcel Moore_Claude Cahun. Photographische Kollaboration. Versuch einer queerenden Kunstgeschichte (2006) verfasst. Das Interesse an biologischer Landwirtschaft vertiefe ich gegenwärtig in meiner Ausbildung zur Landwirt_in, denn ich möchte die Idee des queer-feministischen Bäuer_innenhofs in die landwirtschaftliche Praxis umsetzen.

Angelika Göres
situiert sich gegenwärtig vor allem in Basel und Freiburg i.Br., hat als staatl. gepr. Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin gearbeitet, studiert Soziologie, Geschlechterforschung und Sprachwissenschaft des Deutschen und ist studentische Hilfskraft am Zentrum für Anthropologie und Gender Studies (ZAG) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Thematisch bewegt sie sich gern in den Gebieten feministischer Epistemologie/Wissen(schaft)ssoziologie und soziologisch-interdisziplinärer Körpertheorien, lokal zwischen Stadt und Land – auf der Suche nach Que(e)rverbindungen zwischen Theorie, künstlerisch-therapeutischer Körperarbeit und Biolandwirtschaft.