WORKSHOP 1
Caro Günther & Claudia Münzing
a FRyborg Manifesto
In metaphorischer Anlehnung an Donna Haraways A Cyborg Manifesto und ihrer Konzeptualisierung situierten Wissens als Vision, objektives wissenschaftliches Wissen zu produzieren durch die Vernetzung unterschiedlicher materiell-semiotischer Akteur_innen sowie un/an/geeigneter Anderer und deren expliziter Positionierungen innerhalb bestimmter Aussageformationen, wollen wir uns in einem Workshop situativ in Freiburg zusammenschließen und unsere Subjekt-/Konstituierungen con-/temporär als FRyborgs konzeptualisieren. Dabei dürfen auch Deleuze und Guattari und ihr Konzept von Rhizomen, Foucault und seine vielschichtigen Dispositive und Butlers Matrix nicht fehlen. Welche Subjektpositionen nehmen wir ein, wenn wir uns auf einer queeren Konferenz im scheinbar queeren Niemandsland abseits vom viel beschworenen aufregenden und wimmelnden Großstadtgetümmel treffen? Was macht es mit uns, dass wir ganz Unterschiedliche uns jetzt hier in Freiburg treffen? Was machen wir mit Freiburg – durch unsere Anwesenheit, durch unser Stimmengewirr, durch unser Kleinstadtgeschwirr? Und was machen wir mit dem queeren Signifikanten, der sich auf wundersame Weise immer wieder definitorischen Festlegungen entzieht?
Der Workshop soll eine Metaebene eröffnen, auf der wir uns gemeinsam Begriffen nähern, ihre Bedeutungsdimensionen aushandeln, experimentell mit Textfragmenten arbeiten und erste Thesen formulieren, die die Grundlage bilden für A FRyborg Manifesto.
KURZ GESAGT:
Im und durch einen einzelne Aktivitäten der Tagung theoretisierenden Workshop wollen wir unsere Anti-Körper, unsere heterogenen polyphonen Stimmen und gespaltenen Zungen, die in ihrer Re-/Konstruktion als (kontrastive) Gesamtheit das Netz bilden, entlang dessen Linien, Streben und Knoten sich für (intelligible) Subjektivität konstitutive Wissensformationen manifestieren, materialisieren und formieren zu einem dissonanten Auf-/Bruchsschrei, wollen kreisen mit und auf einzelnen Spuren, die skalpellscharfe Lieder in das Himmelzelt unserer Wahrnehmung ritzen, wollen die markerschütternden Schreie verstärken, die aus aufgeschlitzten, abgeschnitten und zusammengenähten Kehlen fallen, wollen dem Schweigen lauschen, das über himmelblaue Augen den Schleier verklärter Aufklärung stülpt, um Dissonanzen erklingen zu lassen auf den Nervensaitengitarren, die unsere Welt bespannen in unseren situierten Blicken, und wollen endlich unser Manifesto anschlagen an eine im Grün versinkende Welt – A FRyborg Manifesto!
Literatur
Butler, Judith: Körper von Gewicht.
Deleuze/Guattari: 1000 Plateaus.
Foucault, Michel: Sexualität und Wahrheit.
Haraway, Donna: Ein Manifest für Cyborgs.
Haraway, Donna: Situiertes Wissen.
Caroline Günther | geb. 1981
M.A. in Germanistik, Linguistik und Gender Studies
Eine Körperbezeichnung, auf die Ausweise und Dokumente ausgestellt sind; ein Name, der in allen möglichen Ämtern und Institutionen eine Akte schmückt und auf meiner Klingel steht; des Weiteren eine Lautäußerung, um meine Aufmerksamkeit zu erregen; sowie ein performativer Sprechakt, in dem ich zu ihr werde.
Studium an der Universität Freiburg; seit 2004 mit Kind unterwegs; zwischen 2007 bis 2009 wissenschaftliche Hilfskraft, Tutor_in und Lehrbeauftragte_r des Zag (Zentrum für Anthropologie und Gender Studies der Uni Freiburg); derzeit mit Kind unterwegs; Redaktionsmitglied und Autor_in der Freiburger GeschlechterStudien; Übungsleiter_in bei FLUSS e.V., Freiburgs SchwuLesBiTrans-Schulprojekt; Jobber_in im Jos Fritz Café (und manchmal in der Jos Fritz Buchhandlung) und nach wie vor bei Promotionsvorbereitungen.
Claudia Münzing | geb. 1980
M.A. in Politikwissenschaft, Germanistik und Gender Studies
lebt, liebt, isst, trinkt, schläft, träumt, räumt, schreibt, fotografiert, diskutiert, meditiert u.v.m und das meistens in Freiburg. Interessengebiete und Forschungsschwerpunkte: Lyrik jeder Art, (queere) Kunst und Politik, Öffentlichkeits- und Privatheitsdiskurse, Verbindungslinien zwischen Wissenschaft und Spiritualität, gelebte queere Alltagspraxis. Veröffentlichungen sind zu finden in den Freiburger Geschlechterstudien, im Lesbischen Auge, in den „queeren (t)ex(t)perimenten“, in „queer leben, queer labeln“, in der „Einführung in Gender/Queer Studies“, in „Politik und Persönlichkeit“ und bald auch auf der homepage www.queerido.com .